Manchmal läuft alles – und trotzdem fühlt es sich nicht rund an

Du hast vieles im Griff, funktionierst im Beruf, kümmerst dich um andere – und spürst trotzdem Druck, Leere oder Erschöpfung?
Du wünschst dir Nähe, ziehst dich im entscheidenden Moment aber zurück? Oder du hast das Gefühl, immer funktionieren zu müssen, um gemocht oder gesehen zu werden?

Viele Menschen spüren das – ein diffuses Gefühl von Anstrengung, Spannung oder Leere – und fragen sich, warum es trotz äußerem Erfolg oder Beziehungen innerlich nicht ruhiger wird.

✨ Solche Muster sind keine Schwäche – sie sind Spuren alter Anpassung aus der Kindheit. Die gute Nachricht: Sie dürfen sich verändern. Verbindung ist wieder möglich.


🌱 Was ist ein Entwicklungstrauma?

Manchmal beginnt Entwicklungstrauma ganz leise – nicht durch ein einzelnes Ereignis, sondern durch viele kleine Momente, in denen wir als Kinder nicht das bekommen haben, was uns Halt, Wärme oder Verständnis gegeben hätte. Um die Beziehung zu wichtigen Menschen zu behalten, lernt ein Kind, sich anzupassen – und verliert dabei oft den Kontakt zu dem, was innen wirklich lebendig ist.

  • „Ich bin stark und brauche niemanden.“ (Nähe wird unterdrückt)
  • „Ich bin nur wertvoll, wenn ich etwas leiste.“ (Zuwendung wird an Leistung geknüpft)
  • „Ich mache es allen recht.“ (eigene Wünsche treten zurück, um Anerkennung zu sichern)
Diese Strategien waren früher klug und hilfreich. Heute zeigen sie sich oft als Überforderung, Erfolgsdruck, innere Leere oder Beziehungsschwierigkeiten – und können sich Schritt für Schritt wandeln.

Mini-Pause: Beim Lesen – wie reagiert dein Körper? Wird der Atem flacher oder etwas freier?


🔎 Woran merke ich Entwicklungstrauma? (Alltagssignale)

  • Du übernimmst Verantwortung für fast alles – auch für Stimmungen anderer.
  • Du kannst schlecht abschalten, selbst wenn alles erledigt ist.
  • Erfolg beruhigt dich nicht – innerlich bleibt „nicht genug“.
  • Du sagst „Ja“, obwohl du „Nein“ meinst – aus Angst vor Ablehnung.
  • Du tust viel für andere und merkst, dass du dich selbst kaum spürst.
  • Dein Körper spannt sich, wenn du im Mittelpunkt stehst oder jemand dich lobt.
  • Du reagierst stark auf Kritik – auch wenn sie freundlich gemeint ist.
  • Ruhe oder Nähe machen dich nervös, statt zu entspannen.

🪷 Wichtig: Das sind keine Fehler. Sie zeigen, wie du früher gelernt hast, sicher zu bleiben. Dass du sie jetzt bemerkst, ist bereits ein Schritt in Richtung Verbindung.


🌿 Was hinter diesen Mustern steckt

Viele Kinder entwickeln Überzeugungen wie:

  • „Ich darf keine Schwäche zeigen.“
  • „Ich bin nur etwas wert, wenn ich viel leiste.“
  • „Meine Bedürfnisse stören – besser anpassen.“
  • „Ich darf andere nicht belasten.“

Diese Sätze waren einmal überlebenswichtig. Heute verhindern sie oft echten Kontakt – zu dir selbst und zu den Menschen, die dir nah sind.


🧩 Schutzrollen, die früher halfen – heute bremsen

  • Der Unabhängige: stark, aber innerlich oft einsam.
  • Der Perfektionist: zuverlässig, aber dauerhaft angespannt.
  • Der Angepasste: sensibel, aber ohne eigene Stimme.
  • Der Helfer: warmherzig, aber überfordert.
  • Der Kontrollierende: strukturiert, aber ohne Leichtigkeit.

🪷 Einladung: Erkennst du dich wieder? Es geht nicht darum, die Rolle loszuwerden – sondern freundlich wahrzunehmen, dass sie dich einmal geschützt hat.


🌼 Erste Schritte – sanft und machbar

  1. Wahrnehmen: Bemerke Momente, in denen ein altes Muster anspringt (z. B. „Ich muss stark sein“).
  2. Freundlich bleiben: Sag dir: „Ich darf so fühlen.“ Kein Druck, nichts „richtig“ machen.
  3. In Beziehung gehen: Teil ein echtes, kleines Stück deiner inneren Wahrheit mit einem vertrauten Menschen.

Mini-Impulse für den Alltag

  • ☑ Einen bewussten Atemzug nehmen, bevor du antwortest.
  • ☑ Heute einmal ruhig „Nein“ sagen – oder um etwas Kleines bitten.
  • ☑ Fünf Minuten innehalten und fragen: „Was brauche ich gerade?“

📝 Schreibidee (wenn es sich stimmig anfühlt):
Zehn Minuten: „Wie geht es mir heute?“ – und dann kurz spüren, wie sich das beim Lesen im Körper anfühlt.


🤝 Wie Heilung beginnt

Heilung heißt nicht, die Vergangenheit zu „vergessen“, sondern die Verbindung zu dem Teil in dir wiederzufinden, der schon immer gesehen werden wollte. Das geschieht leise, körpernah und in Beziehung.

  • Bemerken, was da ist – ohne es sofort zu ändern.
  • Freundlich bleiben, auch wenn Scham oder Angst auftauchen.
  • Erfahren, dass Beziehung heute sicherer sein kann als früher.

Kleiner Atem-Moment: Lege eine Hand auf den Brustkorb und spüre deinen Atem. Du musst nichts tun – nur bemerken, dass du da bist.


🌱 NARM – in einfachen Worten

NARM arbeitet im Hier und Jetzt. Es verbindet Körper, Gefühl und Beziehung und hilft, heute neue Erfahrungen zu machen – in denen Nähe, Sicherheit und eigene Stimme Platz haben.


🌸 Dein Weg darf leicht beginnen

Manchmal reicht ein Moment von Neugier: Wie wäre es, mich selbst zu spüren – ohne etwas leisten zu müssen?

Dass du dich für dieses Thema öffnest, ist bereits ein Schritt in Richtung Verbindung – zu dir selbst und zu dem, was lebendig ist.

Wenn du deine Muster besser verstehen und mehr Kontakt zu dir selbst finden möchtest, melde dich gern. In einer ruhigen, respektvollen Begleitung darf wieder entstehen, was lange gefehlt hat – Vertrauen, Verbindung und Leichtigkeit.

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Hinweis: Dieser Artikel dient der Information und ersetzt keine professionelle Therapie. In akuten Krisen bitte an vertraute Menschen oder den Notruf 112 wenden.

Rafael Prentki – Heilpraktiker für Psychotherapie • NARM™ Practitioner